Jubiläum des CVJM Mettmann - 75 Jahre

Im Jahr 1949 wurde der CVJM Mettmann 75 Jahre alt. Dies ist ein Text, der damals die bisherige Geschichte beschrieb:

Evangelischer Jungmänner- und Männerverein Mettmann 1874 — 1949

Geschichtlicher Überblick
aus Anlaß seines 75jährigen Vereinsjubiläums
im Oktober 1949

(von Robert Danscheidt, Mitglied des Presbyteriums)

Unser Jungmänner- und Männerverein, früher Jünglings- und Männerverein, gedenkt heute an einem großen Festtage all der Wege, die ihn der Herr, sein Gott, geführt hat: dieser nun zurückgelegten 75 Jahre. Er gedenkt der alten Zeit, der vorigen Jahre! Er tut das mit dem Bekenntnis des Psalmisten vor Gott:

"Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an mir getan hast!" — Aber doch auch mit dem Dank und Lobpreis zu Gott: „Du, Herr, hast Großes an uns getan, des sind wir fröhlich!"

75 Jahre evangelisch-christliche Jungmänner- und Männerarbeit und dazu 50 Jahre spezielle  Jugendarbeit in unserer Gemeinde Mettmann — ein freudiger und dankbarer Anlaß des heutigen Feierns.

Da steigt nun die Frage auf: Was hat der Verein in seinem langen Bestehen für eine Bedeutung gehabt? War es für die männliche Jugend unserer Gemeinde nur eine christlich getarnte, betriebsmäßige Einrichtung? Dann wäre er allerdings im Sinne des von ihm selbst ursprünglich gesteckten Zweckes und Zieles bedeutungslos geblieben. — Dazu aber ist wohl ohne Anmaßung zu sagen, daß es sich bezüglich des gewählten Motives, junge Menschen zu Jesus zu führen, sowohl um ein menschlich-ernstes Wollen und Bemühen, als auch sonderlich um ein göttlich gesegnetes Gelingen gehandelt hat. Wie es nach dem Evangelium Johannes 1, 42 von Andreas heißt: „Er führte ihn, seinen Bruder Simon, zu Jesus", — und einige Verse weiter: „Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Josephs Sohn von Nazareth: Komm, und siehe es!"

So hat es auch unser Verein stets als seine vornehmste Aufgabe erkannt und zu verwirklichen sich bestrebt, die Jungmänner unserer Gemeinde ihrem großen Lebensfreund Jesus Christus zuzuführen. Und dabei durfte er die köstliche Erfahrung machen:

„Wenn wir seines Dienstes pflegen, lohnt er unserer schwachen Hand armes Werk mit reichem Segen!"

Ja, sein reicher Segen, an dem doch alles gelegen ist, hat in unserm Vereinswerk nicht viel zu dem glücklichen Erleben gefehlt: „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr!" (Jer. 29,13 u. 14) und: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!" (Jes. 43, 1).

Bald nach dem siegreichen deutsch-französischen Kriege (1870/71) machte sich in unserm Volksleben eine doppelte Friedensströmung bemerkbar: einerseits war es ein erfreulicher Aufstieg aller äußeren Lebensgüter, andererseits aber auch einfühlbarer Rückgang der geistlichen Belange, ein Aufgehen in weltlicher Lebens- und Genußsucht und als unausbleibliche Folge: Abkehr von Gott und seinem Wort. Angesichts solcher volksschädlichen Auswüchse fühlten sich verantwortungsbewußte Männer unserer Kirche von Gott berufen, mehr und intensiver als bisher, für die evangelisch-christliche Jugendpflege und Männervereine zu wirken, neu zu gründen und da schon da waren, zu unterstützen.

In unserer Gemeinde kam es im Jahre 1874 durch Pastor Karl Doll und einige interessierte Männer zur Gründung des ersten Jünglingsvereins, dem Vorläufer unseres heutigen Vereins (siehe Gemeindebuch 1939/40).

Der damalige Aufruf an unserer Gemeinde zur Sammlung junger Männer unter die Fahne des Evangeliums wurde denn auch nicht überhört. Die Gemeinde, wenn auch anfangs nicht ohne Bedenken, ja doch bald nach Überwindung der ersten Scheu, zahlreicher. Der junge Verein erhielt auch schnell seine Statuten, deren erster Paragraph unter anderem lautete: „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? — Wenn er sich hält nach deinem Wort!" (Psalm 119, 9).

Die Vereinsarbeit der ersten Jahre war schlicht, aber doch tiefgründig. Die sonntäglichen  Abendversammlungen fanden, in Ermangelung des Vereinshauses, in der alten Katechistenstube statt, die zunächst viele Jahre von dem Begründer Pastor Doll in Verbindung mit seinen bewährten Amtsbrüdern, wie Pastor Lahusen und Pastor Krebs, geleitet wurden. Als im Jahre 1895 Pastor Doll durch Versetzung in den Ruhestand von Mettmann nach Bonn verzog, setzten die nachfolgenden Gemeindepastoren: Krebs, Christlich, Fonteiner, Berch, Hensgen, Flein (Konrad), Reinhardt, Stratmann, Hamer sowie auch einige Laienbrüder das angefangene gute Werk fort.

Als nach einigen Jahren seit Gründung des Vereins unser Vereinshaus entstand, fand der aufblühende Verein in dem seitdem nach ihm benannten „Jünglingszimmer" des Hauses sein ständiges Heim. Die sonntäglichen Zusammenkünfte waren in der ersten Zeit in der Hauptsache ausgerichtet auf die Betrachtung des Wortes Gottes und auf gemeinsames Gebet. Dank solcher biblisch-konzentrierten Vereinsarbeit sind im Laufe der ersten Jahrzehnte eine Reihe von jungen Männern zu gründlicher Bekehrung und christlicher Charakterbildung gekommen. Die damals Jugendlichen sind aus jener gesegneten Vereinsperiode heute noch eine Anzahl solcher innerlich gefestigter Männer, die ehemalige „Vereinsalte", in angenehmer und vorbildlicher Erinnerung. Die allermeisten von ihnen sind entschlafen, nur etliche leben noch. Zu den Verstorbenen, die größtenteils aktive Mitglieder und tätige Mitarbeiter waren, gehören: Martin Kircher, Fritz Schachtenberg, Hermann Kliss, Hermann Nordmann, Gottfried Wetzel, August Bock, Gustav Bohns, Ernst Wichs, Wilhelm Bocks, Karl Bocks, Otto Janscheidt, Emil Isenbrügel, Robert Hunde, Martin Weber, Johannes Kirberg, Daniel Kirchen, Wilhelm Nußbaum, Albert Schmidt, Max Auth, Fritz Kortenkamp, Wilhelm Kretzberg, Ludwig Rambow, Emil Wunsch, Rudolf Meyer, Heinrich Vedder, Friedrich Sauter, Emil Sauter, Peter Kolks, Wilhelm Hüttemann, Otto Freymann, Wilhelm Freymann, Karl Dittmar, Rudolf Rotthäuser, Albert Schneider, Wilhelm Hammel, Anton Blömelingh, Hermann Jakob, Ernst Georg, Johann Hudink, Albert Knecht, Wilhelm Wahnmühl, Ernst Nußbruch, Heinrich Wolf, Karl Stender, Wilhelm Kuefe, Johann Schock, Gustav Breu, August Kortenkamp, Bernhard Horn, Ernst Mohnes, Heinrich Fincke, Fritz Berghoff, Fritz Mauermann und andere.

Die noch Lebenden jener ehrwürdigen alten Zeit, die vielleicht teils heute in unserer Mitte weilen, teils aber wegen Wegzugs von Mettmann oder wegen körperlichen Nichtmehrkönnens nicht anwesend sein können, sind: Wilhelm Bleicker, Konrad Wolf, Karl Roßdorf, Wilhelm Glitschke, Hermann Schneider, Rudolf Rindt und Karl Müller, vielleicht wiederum noch einige andere, deren Namhaftmachung ohne Absicht unterblieben ist.

Mit jenen heimgegangenen und heute noch lebenden „Alten" des Vereins uns unter dem Wort und zum gemeinsamen Gebet oder sonstigen wertvollen Veranstaltungen zusammenschließen zu dürfen, um aus ihrem gereiften Christenleben gute und heilsame Anregungen und Anleitungen zu empfangen, war für uns damalige „Jungen" von eindrucksvoller Wirkung.

Ob die in späteren Jahren auftretende Meinung, Junge und Alte des Vereins müßten möglichst abgegrenzt und gesondert gehalten und betreut werden, im Blick auf das harmonische, gesprießliche Gedeihen und auf das Gesamtwohl des Vereins nicht doch etwas abwegig war, ist bis in unsere Tage noch eine offene Frage. Wenn alle Glieder desselben zueinander gehören und zu gegenseitiger Förderung und Verstehen aneinander gewiesen sind, so kann es in einer christlichen Vereinsfamilie wohl kaum gut anders möglich sein, wenn sich in ihr bewahrheiten soll: „Siehe, wie fein und lieblich ist es, daß Brüder einträchtig beieinander wohnen, denn daselbst verheißt der Herr Segen und Leben immer und ewiglich!" (Psalm 133).

Doch nicht nur innerlich sich erbauende, sondern auch an Gottes Reich mitbauende junge Männer gingen aus der tiefgründigen Vereinsarbeit hervor. Manche sind in früheren und auch späteren Jahren nach dem Geist Gottes willig geweiht worden, ihrem Herrn an Seinem Werk „beruflich" oder auch „unberuflich" zu dienen. Einige unter ihnen widmeten ihre Kräfte und Gaben der Theologie, der Heidenmission und der Inneren Mission. Wieder andere betätigten sich als Herbergsvater, Vereinshausvater, Krankenwaagen, Diakone, Buchholen, Vereinssekretäre, Sonntagsschul- und Kindergottesdiensthelfer und dergleichen mehr.  Vergessen wollen wir auch nicht die Vereinsbrüder, die ihren oft übersehenen, aber vor Gott nicht minder wichtigen Dienst getan haben durch Schriftverbreiten, Besuchen kranker Mitglieder, Nachgehen irrender Freunde und Werben abseitsstehender junger Menschen.

Manche der vorhin aufgeführten alten Vereinsbrüder brachten den Bekennermut auf, in den Tagen der Mettmanner Kirmes unter der versammelten Volksmenge christliche Lieder und Bibelteile empfehlend anzubieten und auf den „einen Mann" zu bringen.

Als einer der ersten fruchtbaren Zweige erwuchs der Männerchor aus dem Vereinsstammbaum. Derselbe hat unter der Leitung bewährter Dirigenten, eines Wilhelm Nußbaum, eines Robert Hunde und anderer Sangeskräfte, Jahrzehnte seinen vielseitigen, gesegneten Dienst getan zur Ehre Gottes und zur Freude seiner vielen dankbaren Hörer innerhalb und auch außerhalb des Vereins, bei den Festgottesdiensten in der Kirche, bei den Gemeindefeiern im Vereinshaus, bei den Bundes- und Kreisfesten der Jünglingsvereine und bei vielen anderen Gelegenheiten. In der Stille und in der Öffentlichkeit, bei freudigen und traurigen Anlässen sind seine Lieder schlicht und wahr gesungen worden.

In den ersten Jahrzehnten des Vereinsbestehens gab es leider noch keine ausgesprochene organisierte Jugendarbeit. Damit hatten unsere Vereinsväter eigentlich zu lange gewartet. Wohl wurde auch dazumal, freilich nur in beschränkter Weise, unsern Jugendlichen im Sommerhalbjahr an den Sonntagnachmittagen auf dem kleinen Vereinshaushofe unter den schattigen Bäumen Gelegenheit zu kameradschaftlicher Unterhaltung und zu fröhlichem Spiel geboten.

Doch gab es damals schon eine blühende Turnabteilung, die lange Zeit unter der tüchtich tätigen Leitung von Ernst Georg, Karl Roßdorf, Albert Kleuser, Karl Bramlow, Willi Becker und anderen Turnwarten und Vorturnern zunächst in der städtischen Turnhalle und später im Vereinshaus turnerisch geschult und ertüchtigt wurde.

Auch Ausflüge, Beteiligung an Jahres-, Kreis- und Bundesfesten auswärtiger benachbarter Vereine und Verbände und andere jugendlich-fröhliche Veranstaltungen brachten in der ersten Zeit manche schöne Abwechslung.

Im Jahre 1899 konnte der Verein sein erstes, das 25jährige Jubiläum, erleben und festlich begehen. Den Festgottesdienst in unserer Kirche hielt damals Pastor Weigle aus Essen, der dort als Jugendpastor den größten christlichen Jugendverein Deutschlands leitete und dessen Vater in unserer Gemeinde als Pastor gestanden hatte. Die Festnachfeier, die für das Vereinshaus vorgesehen war, mußte wegen Raummangels in die Kirche verlegt werden. Unter großer Beteiligung der Gemeinde und zahlreicher Gäste aus den Kreisbrüdervereinen nahm dieselbe einen recht gesegneten Verlauf. Dieses erste Jubeljahr des Vereins führte endlich zu der beglückenden Gründung einer  Jugendabteilung, zu der sich schätzungsweise viele Jugendliche der Gemeinde im Alter von 14—20 Jahren und auch noch ältere mit Begeisterung hindrängen. Die ersten Jugendpfleger dieser denkwürdigen Tage waren Gottfried Wetzel und Lehrer Wilhelm Hammel. Unter der Betreuung dieser vorzüglichen Jugendleiter begann ein vielseitiges Leben und Treiben. Dabei aber kam damals — und das muß und darf betont werden — die für eine christliche Jugendarbeit notwendige und wesentliche Dienst mit dem Worte Gottes nicht zu kurz. Darauf legten jene Männer, die auf das geistliche Wohl ihrer anvertrauten Jugendlichen wunderlich bedacht waren, großen Wert. Bei allem weitverzweigten Vereinsleben und Bewegungssinn für die berechtigten jugendlichen Bedürfnisse verloren sie das eigentliche Zweck christlicher Jugendarbeit, junge Menschen durch Gottes Wort zu Jesus zu führen, nicht aus dem Auge. Und das danken ihnen heute noch über ihre Gräber hinaus unzählige ehemalige Jungen, die durch ihr klares biblisches Zeugnis ihren Heiland fanden. Gott gebe, daß jene für die Ewigkeit fruchtbare Jugendarbeit unserm Verein in Zukunft erhalten bleibe oder wieder aufs neue geschenkt werde!

Aus der jungen Jugendbewegung erwuchsen recht schnell frisch-fröhliche Spezialbestätigungen: Turnen, Sport, Wandern, Musizieren, Singen, Deklamieren und anderes mehr. Bald kam es zur Aufstellung eines Trommler- und Pfeiferkorps, unter dessen fröhlichen Weisen das gemeinsame Wandern besonderen Spaß machte. Ebenfalls ließ die Entstehung des Posaunenchors nicht lange auf sich warten. Die Anschaffung der Instrumente wurde teils durch die Vereinskasse, durch Geldsammlungen unter Freunden der Sache oder auch privat finanziert. Die ersten Einübungen erteilte Seminaroberlehrer Pastor Habermas, der bald die weitere Schulung einem musiktüchtigen Seminaristen, dem späteren Lehrer Otto Hammes, übertrug. In Karl Wüsthoff aus Erkrath und Martin Klein aus Barmen hatte der Posaunenchor in der Folgezeit Leiter, die sich musikalisch und menschlich sehr zum Gedeihen des Chores einsetzten. Als nach schwerem wechselndem Leiten des Chors im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts Bernhard Steinkühler von Volmarstein nach Mettmann verzog, wurde ihm ein neuer "Jünglingsverein" ohne langes "Fackeln" des Dirigentenstocks in die Hand gelegt, den er dann durch viele und böse Tage und Jahre der Vereinsgeschichte mit treuer Hingabe fest in den Händen behalten hat, um mit Hilfe auch anderer verdienter Fachleute einen guten Posaunenchor zu schaffen, wie wir ihn alle kennen. Man darf wohl ohne Übertreibung sagen, daß unser Posaunenchor im Vereinsleben und darüber hinaus eine besonders rühmliche Rolle gespielt hat. Abgesehen von manchen Krisen und Differenzen, die auch bei ihm während der langen Vereinszeit mit untergelaufen sind, ist der Posaunenchor bei großen und kleinen, festlichen und traurigen Begebenheiten unermüdlich und dienstbereit auf den Plan getreten. Ob es sich handelte um Feste des Vereins, der Kreisverbindung oder noch größerer Verbände oder öffentliche Kundgebungen im christlichen Sinne, ob es Gemeindefeste im Vereinshaus waren, Kaisersgeburtstage, Jugendwerbe-, Kirmessonnabend-, Missions-, Reformations-, Advents-, Weihnachts- und Silvesterfeier oder die große Weihnachtsbescherung des Vereins (v. d. Bey), im Wald bei Schöllerlinde, im „Osterbuch", oder um die sehr anziehenden Jugend- und Altenfeste im Freien auf den Bauernhöfen Bollenhof, Annenhaus und Groß-Illbeck bei Homberg ging, überall ließ der Posaunenchor seine wohlklingenden, aufmunternden Weisen erschallen. Besonders tiefe Eindrücke hinterließ sein Spielen in der Heiligen Nacht, bei hohen Geburtstagen, Goldenen und Diamantenen Hochzeiten, bei Beerdigungen und Friedhofseiern und bei den vielen segensvollen Evangelisationen in Kirche, Vereinshaus und Missionszelt.

Unsere Jugend ist seinerzeit mit viel Gutem, Edlem und Schönem reichlich beschenkt worden. Außer den innerlich gesegneten Stunden unter Gottes Wort sind ihr zahlreiche äußere Freuden geboten worden. Ihr zu lieb ist das große Terrain zwischen Vereinshaus und Friedhofseingang, das früher ein lauter Nutzgarten bestand, in den heutigen großen Spielplatz umgewandelt worden, auf dem sie sich fröhlich und spielend bewegen kann. Ihr wurde auch zweimal in der Vereinsgeschichte als schöne Vergünstigung zuteil, einen Wald mit einem erbauten Waldheim, bestehend aus alten Eisenbahnwagen, ihr Eigen nennen zu dürfen, in dem sie im Sommerhalbjahr im Vereinskreise und bei großen Festen mit der Gemeinde oder auswärtigen Brudervereinen bei Kaffee und Kuchen lange fröhliche Stunden verleben konnte. Auch Tagesausflüge, Schnitzeljagden, turnerische und sportliche Veranstaltungen, Tages- und Nachtspaziergänge klassenweise im großen Stil und ähnliches mehr fördern für unsere Jugend den Frohsinn und Heiterkeit aus.

Ferner nahmen Vortragsabende, Film- und Lichtbildervorführungen, deklamatorische und lyrische Darbietungen, auch Unterhaltungen für jung und alt, sonderlich bei öffentlichen Veranstaltungen, einen weiten Raum ein.

Nicht unerwähnt darf bei unserem Rückblick das im Sommer des Jahres 1910 vom Westdeutschen Jungmännerbund J. V. großzügig veranstaltete und militärische „Bunte Tageskriegsspiel in der Golzheimer Heide bei Düsseldorf bleiben. Der „Bund" rief damals laut zum „jugendlichen Kampf", und „sie kamen!" Sie „stellten" sich „freiwillig" zu vielen Tausenden. Nach den großen hochinteressanten „Kriegskampfhandlungen" bezogen die jugendlichen Kämpfer die Biwak. Auch der Feldgottesdienst nahm seinen gebührenden Platz ein. Zwei Pastoren aus dem Wuppertal, Pastor Hitz Merck aus Barmen und Pastor Neuenhofer aus Elberfeld, der Vater des weltbekannten Evangelisten Pastor Martin Niemöller, waren die markanten „Feldprediger" des ereignisreichen Tages. Für unsern Verein war dieser unvergeßliche Tag besonders eindrucksvoll. Wurde ihm doch wegen seiner allgemein imponierenden „Südwestafrikatracht" bei großer Konkurrenz der mannigfachsten „Uniformierungen" der vielen „Kriegsteilnehmer" die doppelte glanzvolle Rolle zuteil, die Spitze des „Parademarschs" — der übrigens vorher laut im Verein sehr lustig exerziert worden war — und die Spitze der geschlossenen Rückmarschkolonne nach Düsseldorf bis zur Auflösungstelle zu bilden.

So schön aber das bisher hier geschilderte jugendliche Vereinsleben gewesen sein mag, muß doch betont werden, daß der „Höhepunkt, aufs Äußere gesehen, zweifellos die „große Kirmestour" war, die einige Jahre hindurch durchgeführt worden ist. Wenn die unruhigen und verführerischen Kirmestage gegen Ende Juni nahten, rastete eine stattliche Schar Jugendlicher und „Alter" zum fröhlichen Aufbruch in die schöne Welt der herrlichen Gottesschöpfung. Mit Sang und Klang, unter den begeisterten Weisen des Posaunenchores, praktizierten die begeisterten Wanderfahrer vier Tage lang:

"Hinaus, hinaus in Gottes schöne Welt
Mit frischem Mut am leichten Wanderstabe!
Es rauscht der Hain, es lacht das Ährenfeld,
Und all' die Pracht ist Gottes güt'ge Gabe.
Die Augen auf, geöffnet weit das Herz,
Um treu und voll den Segen aufzunehmen!
Hinweg, hinweg die Sorgenlast, das eitle Grämen
Und froh das Herz zu Gott, dem Herrn, empor!
Bergauf, bergab mit raschem, festem Tritt!
Wer wollte bang vor künft'gen Sorgen träumen?
Der Herr ist hier, er leitet jeden Schritt,
Und seine Huld, die läßt uns reich versäumen.
Mit Ihm voran, so muß es gut ergeh'n;
Von Ihm bewahrt, ist jeder wohl behalten.
Drum Jünglingsherz, sei nur getrost und laß Ihn walten,
Du wirst gewiß der Allmacht Wunder seh'n!"


Auf diesen schön ausdrucksvollen Wanderfahrten, bei denen selbstverständlich die biblischen Morgen- und Abendandachten zur Darstellung geistlicher Wahrheit nicht fehlten, lernte unser Verein die abwechslungsreichen Schönheiten des Bergischen und Oberbergischen, des Westerwäldes und des Taunus, der Eifel, des Sauerlandes, des Siegerlandes, des Taunus, des Hunsrücks, der Eifel, des Rheins mit seinen Burgen, Weinbergen, Höhen und Seitentälern: Ahrtal, Moseltal, Lahntal, Nahetal, die Wesergegend und selbst Holland mit seinen Glanzpunkten so kennen und lieben, daß man nur mit dem inneren Erleben: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet und die Erde ist voll deiner Güter!" (Psalm 104, 24). Vor mehr als 40 Jahren ist es sogar etwa einem Dutzend unserer jugendlichen Mitglieder vergönnt gewesen, unter Führung von Gottfried Wetzel eine zweiwöchige Schweizer-Tour mit Ersteigung der höchsten schneebeschneiten Alpentouren auszuführen.

Das Jahr 1924 ließ den Verein sein wohl 3tes 50jähriges Jubelfest erleben. Zugleich konnte die Jugendabteilung auf eine 25jährige gesegnete Tätigkeit zurückblicken. So war es denn ein Doppeljubiläum, das auch entsprechend gefeiert werden sollte. Als Auftakt des großen Doppeljubiläums schenkte der „Posaunengeneral" Pastor Kuhlo mit seinem Bethel-Sextett unserm Verein und der Gemeinde am Vorabend eine köstliche musikalische Feierstunde in der Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Am folgenden Tag, dem Sonntag, fand vormittags der Festgottesdienst statt, den auch bei diesem zweiten Jubelfest wiederum Pastor Wetzel aus Essen hielt. Dem Festgottesdienst schloß sich im Mittelpunkte eine öffentliche Posaunen- und Gesangskundgebung an. Pastor Kuhlo, dessen eigene Bläsergruppe auch hier mitwirkte, leitete die zu einem Massenchor vereinigten Posaunenchöre der Kreisverbindung. Der Nachmittag des Festtages vereinigte dann den Verein mit vielen auswärtigen Jünglingsvereinen und mit unserer Gemeinde zur offiziellen Festnachfeier in der Kirche, da sich das Vereinshaus wieder als zu klein erwies.

Am folgenden Abend, war noch eine sehr stark besuchte familiäre Nachfeier mit Kaffeetrinken im Vereinshaus, an der die Familienangehörigen Weise mit dem feiernden Verein zusammenfanden. Pastor Heußen von Duisburg, ein früherer Leiter der Jugendabteilung, hielt die Festansprache. Das reichhaltige Programm des Festabends brachte u. a. ein eigens zum Jubiläum verfaßtes sinnliches Festspiel mit dem Titel: „Alles ist euer, ihr aber seid Christi", zur Darstellung, das einen Einblick in das Leben und Wesen des Vereins gewährte, das mit großem, warmem Interesse aufgenommen wurde. — Den drei Festtagen schloß sich eine fünftägige Evangelisation an, in der der begnadete Bundesevangelist Wilhelm Weber aus Barmen mit Gottesmacht das göttliche Wort verkündigte zur Erweckung und Bekehrung vieler Seelen.

Es wäre noch manches Gute und Interessante über größere und kleine Veranstaltungen unseres Vereinslebens zu berichten. Sind doch z. B. die Weltbundkonferenzen der alten Mitglieder in vergangener Zeit in Paris, London, Stockholm, Wuppertal und anderswo gewesen, zu denen jeweils auch einzelne Vertreter aus unserem Verbande abgeordnet worden waren, die uns dann nach ihrer Rückkehr aus vollem Herzen von ihrem großen Erleben zu erzählen wußten.

Da waren es ferner die mannigfachen Bibel- und Vertiefungsfreizeiten hin und her im Lande und die Posaunenchorfreizeiten auf den Nordsee-Inseln, die unseren Teilnehmern große Freude bereiteten und auch zur Förderung unserer Vereinsbelange wesentlich beitrugen. Weitere Erwähnung verdienen auch die genannten Vereinsbesuche alter und neuer Zeit durch auswärtige Gruppen und Persönlichkeiten. Wenn so des öfteren berufliche Vertreter unserer „Kreisverbindung" und unseres „Weltbundes" unserer Einladung Folge leisteten, zu uns kamen: wie Hellwig, Jaufmann, Wegener, Pallmenstein, Seeger, Steenholdt, Porsch, Fricke, wie die Pastoren Erkens Huitgens aus Holland und noch andere und sie aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrung und weitverzweigten Arbeit uns mitteilen, dann wurden unsere Herzen aufs neue erwärmt und unser Blick erweitert für das wichtige christliche Jugendmitarbeiterwerk im Großen und Ganzen. In diesem Zusammenhang denken wir auch gern und dankbar an unseren Bundes- und Kreisturnwart Paul Grün, durch den besonders unsere Turnsache viel technische Anleitung und Ertüchtigung bekommen hat, der aber auch innerlich unserem Gesamtverein nahe gekommen ist.

Doch bei allem bisher Genannten darf das Allerwichtigste in unserem reichhaltigen Vereinsprogramm nicht verschwiegen bleiben. Gemeint sind die „stillen Vereinsgebetsstunden", die im Laufe der Zeit erfreulicherweise eine gesegnete Erweiterung in den heutigen „Wochenendgebetsstunden" erfahren durften, in der nicht nur Männer, sondern auch Frauen, als gleichfalls Mitinteressierte am Gemeinde- und Jugendwerk, zusammenkommen zu gemeinsamen und anhaltenden Gebet. Und diese Gebetsgemeinschaften sind doch das „Herzstück" des ganzen Gemeinde- und Vereinslebens, soweit man zurückdenken kann, immer unverbrüchlich durchgeführt worden, wenn auch zeitweilig nur bei geringer Beteiligung, ja doch nicht vergeblich. Bei der leider bis in unsere christlichen Kreise hinein verbreiteten Geringschätzung des gemeinsamen Gebetes bleibt es doch bestehen:

"O der unerkannten Macht vereinten Flehens!
O der schönen Stunden heiligen Sehens!
Wenn die Lieben beten, Glied an Glied,
Ohne das wird nichts vollbracht, was auch geschieht.
Schritt für Schritt, wirkt es mit, wie zum Sieg der Freunde,
So auch unserer Feinde."

Möge der Herr unseres Vereins, „dess wir sind und dem wir dienen", der seinen ersten Jüngern das Beten gelehrt und warm ans Herz gelegt hat, noch manche unter uns willig und bereit machen, miteinzutreten in unserer „Beter Reihen" nach der biblischen Weisung: „So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel" (1. Tim. 2, 8). Denn:

„Kann ein einzig Gebet einer gläub'gen Seele,
Wenn's zum Herzen Gottes geht, seines Zwecks nicht fehlen,
Was wird's tun, wenn sie nun alle vor Ihn treten
Und zusammen beten!"

Man könnte fortfahren zu erzählen von dem, was Gott, der Herr, im weiteren Verlauf der Vereinszeit auf äußeren und inneren Wegen Großes getan hat und wie Er junge und alte Glieder des Vereins aus der Verborgenheit zum glücklichen Finder der Heilandsliebe gebraucht hat, die dann wieder anderen Heilsevangelisten sein durften.

Noch ein eindrucksvoller Moment in unserer Vereinsgeschichte verdient in Erinnerung gebracht zu werden. Es ist dies die große dreiwöchige Zeltevangelisation im Frühjahr des Jahres 1932 am „Pfingstgarten". Unser Verein war seinerzeit Anreger und zugleich Träger dieses großen gesegneten Unternehmens. Durch die gottesmächtige Wortverkündigung des Zeltevangelisten Wolk aus Bethel bei Bielefeld mit Unterstützung seines Mithelfers Stadtmissionar Berewinski aus Herne entstand eine sich gewaltig auswirkende christliche Bewegung in unserer Stadt und darüber hinaus. Nicht nur ohnehin gute Kirchgänger und treue Versammlungs- und Gemeinschaftsleute, vielmehr ein weiter Kreis Gottes Wort Fernstehende wurden täglich angezogen und strömten abendweise ins große Westfalen-Missionszelt, das Abend für Abend bei mehr Hülle, ja oft sich als zu klein erwies. Posaunen- und Gesangchöre von hier und aus näherer und weiterer Umgebung stellten unermüdlich gern ihre guten Kräfte in den Dienst der schönen Sache. Auch es erfreulicherweise viel Jugend, die teilnahm und gepackt wurde von der frischen, lebendigen und durchschlagenden Art der Wortdarlegung des schon ergrauten Evangelisten Wolk, so daß von hier aus reicher Segen ausströmte in unsere Jugendvereine. In jenen unvergeßlichen Tagen hat man so recht die Worte eines Adolf Kiersebach nachempfunden können: „Es ist eine Lust zu leben, wenn's ganz und glänzt und wogt und Flut; wenn viele Schläfer sich erheben und Morgenstunde zeigt die Welt mutig. Wenn sich die Augen auf das Licht erwarten, die lange der Finsternis gewohnt; wenn sie zum Lichte wiederkommen, nachdem sie lange, bange sich gesehnt. Ja, welch 'ne Wonne, wenn der zweifelhaft Blinde die Augen aufhebt für das helle Licht! Wenn manch ein Mann mit Kreuze wiederfindet, den er vor lauter Kreuzen sehen nicht!"

Evangelist Wolk ist seit jenem herrlichen Erleben noch oft unter uns gewesen und hat unserer Gemeinde und auch unserer Jugend, der er trotz zunehmenden Alters in Liebe zugetan blieb, in seltener Geistesfrische mit dem teuren Gotteswort gedient. Im März dieses Jahres ist er dann, bis fast zuletzt wirkend, ganz schnell, im Alter von 87 Jahren, mit seiner Lebensgefährtin zugleich, in treuer Knechtsstellung heimgegangen zu seines Herrn Freude, von diesem seinem geliebten Herrn heimgeholt.

An seinem Grabe auf dem Betheler Friedhof hat unser Vereinsbruder Erich Birkenkamp unser aller dankbare Grüße ausgesprochen. Sein Gedenken und Wirken bleibt bei uns im Segen.

So ist denn die Kette der reichen göttlichen Segnungen durch Gottes Treue und Gnade nie abgerissen. Er, der das gute Werk vormals angefangen, hat es vollführt bis auf diesen Tag.

Soll aber unsere geschichtliche Rückschau der ganzen Wahrheit entsprechend zum Ausdruck kommen, so kann nicht verschwiegen werden, daß unserem Verein auch schwere und dunkle Tage nicht erspart geblieben sind. Zweimal, in einem Abstand von ungefähr 20 Jahren, erlitt der Verein ganz innere und äußere Schädigungen, die leider von innen heraus hervorgerufen worden waren.

Das erste Mal, in den letzten Jahren des ersten Jahrzehntes dieses Jahrhunderts, handelte es sich um religiöse Verirrungen und biblische Entgleisungen, die unmißverständlich ernsteste und irreführende Beeinflußung der Jugendlichen zur Folge hatten. Im zweiten Fall, etwa 20 Jahre später, war es ungesundes, unbrüderliches und eigenmächtiges Verhalten und Handeln, das schlimme Vereinsstörungen hervorgerufen hatte. In beiden Fällen waren leider verantwortungstragende Persönlichkeiten in der Hauptsache Ursache solcher unglücklichen Vorkommnisse. Die unseligen Folgen davon waren bekannt: innerer und äußerer Rückgang, leichtfertige Absonderungen, unnötige Bildungen neuer Gruppen und gegenseitiges feindseliges Bekämpfen. Diese unerquicklichen Vereinszustände übertrugen sich, wie es nicht ausbleiben konnte, auf das gesamte Gemeindeleben und zogen dasselbe sehr in Mitleidenschaft. In jenen zweimal aufgetretenen Vereinskrisen haben viele ernste Christen unserer Gemeinde durch haltendes Bemühen und anhaltendes Flehen zu Gott Wege und Mittel zur Wiederherstellung der wahrheitsgemäßen Wortverkündigung einerseits und der brüderlichen Wiedervereinigung getrennter Gruppen andererseits zu suchen und zu finden sicher sehr gemüht. Dank solcher edlen Bestrebungen und der eingreifenden Hilfe Gottes ist es dann in beiden Fällen, aber erst nach langem, bangem Warten gelungen, daß die Wahrheit über den Irrtum und die einigende Liebe über die trennende Ein- und Ehrsucht den Sieg davontrug. Gott bewahre in Zukunft unser christliches Jugendwerk vor solchen wirklich unnötigen, zersetzenden und schädigenden Vereinskriegen, die in keinem Fall von außen her, sondern von innen ihren Ausgangspunkt haben. Es schenke unserer Sache den Geist ungefärbter Bruderliebe, durch das Band des Friedens zu einem Leibe an dem einen Haupt Jesus Christus zusammenzuwachsen. Gott schenke aber auch unserer Gemeinde immer wieder so außerordentlich wichtigen Jugendsache verantwortungsbewußte Männer und Führer, die mit Festigkeit und Wachsamkeit das wahre Wohl unseres christlichen Werkes im Auge behalten.

Nicht von langer Dauer sollte der wiedergewonnene glückliche Vereinszustand sein. Bald erfolgten heftige Angriffe von außen her auf unser Werk. Dem Nationalsozialismus gelang es, leider durch schändlichen Betrug und feigen Verrat seitens der „deutsch-christlichen Kirchenleitung", unsere schöne Sache aus der Öffentlichkeit zu verdrängen und von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Das traf schwer, Alles kam darniederliegen. Es schien aus zu sein mit unserem einst so blühenden Verein. Doch — es schien nur so! Die begeisterten schweren Stöße dienten dazu, daß unsere Vereinte sich wieder auf die Hauptsache, die Bibelstunde, besinnen lernten. So kamen wir, trotz aller Behinderungen, zu neuen inneren Erstarkungen. Hilfsprediger: Drinhaus, Locher, Schroer, Lührmann und Knapp unseren verwahrlosten Jungens zu Hilfe und sammelten sie in den Gemeindejugendkreisen unter dem Wort. Dadurch blieb in jenen schweren Jahren unseren christlichen Jugendwerke ein „heiliger Rest" erhalten.

Nach Gottes Willen und zu seiner Stunde kam es dann auch bald nach Beendigung dieses letzten furchtbaren Krieges zu einer Wiedererstehung des christlichen Jugendwerkes, durch welche sich die so oft von uns gesungene Liedstrophe herrlich bewahrheitete:

„Die Sach' ist Dein, Herr Jesu Christ,
Die Sach', an der wir stehn;
Und weil es Deine Sache ist,
Kann sie nicht untergehn!"

Und mit der von Gott neugeschenkten evangelisch-christlichen Jugendarbeit wurde auch unserem sehr geschwächten Verein vor über zwei Jahren durch unseren Jugendwart Ludwig Siegler, der früher schon helfend eingegriffen hatte, eine allmählich sich anbahnende Wieder- und Neubesinnung zuteil. Er kam zu uns als der rechte Mann zur rechten Stunde, dem es ein ernstes Anliegen ist, wie wir es brauchen und hoffen, liebevoll für das körperliche und geistliche Wohl des Vereins und seiner Glieder weitgehend zu sorgen. Unter seiner hingebenden und umsichtigen Leitung sind alle früheren Zweige wieder neu belebt und andere noch weiter ausgestaltet worden. Es erfreut uns sonderlich, an Bruder Siegler die  Wahrnehmung machen zu dürfen, daß es sein vornehmstes Bestreben ist, die ihm anvertraute und liebgewordene Jugend unserer Gemeinde durch das Wort unseres Gottes, das damals unsere alten Vereinsbegründer zur soliden Grundlage gelegt haben, für Jesus Christus zu gewinnen. Gott segne ihm seine Mitarbeiter reichlich und stehe ihm und sie stets mit der Kraft des Heiligen Geistes für solchen schweren, aber doch auch schönen Dienst an der jungmänner- und Männerwelt unserer Gemeinde zur deren Freude und Heil und zu Gottes Ehre!

Ausführungen über die Gegenwartsarbeit des Vereins wollen wir uns diesmal ersparen, die mögen später unsere eigentlichen Nachfolger in diesem schönen Dienst tun, die berufen sind, Ihm nachzufolgen und die Fackel des Evangeliums weiterzutragen hinein in kommende Jugendarbeit.

Unser geschichtlicher Rückblick verpflichtet uns aber zum Schluß noch, heute an diesem großen Festtag in Liebe und Treue unserer teuren Gefallenen zu gedenken.

Zwei Weltkriege, letzterer noch furchtbarer als der erste, liegen in unserer 75jährigen Vereinsgeschichte. Zu beiden wurde unsere gesamte Jungmannschaft und dann auch viele ältere Vereinsbrüder einberufen.

Eine stattliche Schar ist, Gott sei Dank, wieder heimgekehrt. Wir grüßen sie heute noch einmal besonders mit dankerfülltem Herzen. Wir bitten sie herzlich, mit Gott und zu Gott ihren Lebensweg in die Zukunft gehen zu wollen.

Einige aber, die noch nicht zurückgekehrt sind, grüßen wir in dieser festlichen Stunde mit stillem, liebevollem Gruß und erbitten für sie von Gott auch ihre baldige Heimkehr: „Herr bringe wieder unsere Gefangenen!"

Etliche unserer Vereinsbrüder werden als Vermißte dieses letzten Krieges beklagen. Von ihnen fehlt bis zur Stunde jegliches Lebenszeichen. Zu ihnen gehören: Landolf Kluß und Friedhelm Birkenkamp. Es sind die teuren Söhne unserer geschätzten langjährigen Vereinsbrüder und treuen Mitarbeiter Siegfried Kluß und Erich Birkenkamp.

Mit ihnen und ihren Lieben fühlen wir die tiefe Ungewißheit und beten still: „Siehe, um Trost war mir sehr bange, Du aber hast Dich meiner Seele herzlich angenommen, daß sie nicht verdürbe," — „Du, Du bist meine Zuversicht alleine, sonst weiß ich keine."

Viele aber unserer im ersten und im letzten Weltkriege einberufenen Vereinsbrüder, namentlich gesprochen „zu viele", sind draußen geblieben und kehrten nimmer heim!

Wir rufen ihnen bewegten Herzens nach: „Wie sind die Helden gefallen und die Streitbaren umgekommen! Es ist uns leid um sie, wir haben Freude und Wonne an ihnen gehabt."

Im Weltkriege 1914-18 starben folgende Mitglieder unseres Vereins den Tod fürs geschlagene Vaterland: Fritz Böcke, Karl Hummel, Willi Wirths, Willi Winkels, Willi Nußbruch, Karl Zahn, Philipp Symanoski, Wilhelm Forthmann, Gustav Zimmermann, Ernst Siekmeier, Albert Scheffer.

Im Weltkrieg 1939-1945 fielen als Mitglieder des Vereins bzw. als Glieder der Gemeindejugend (BK) fürs überaus unglückliche Vaterland:

Richard Fischer und Friedrich Fischer, Siegfried Pott und Friedrich Pott, Hans Pickhaus und Johannes Wirths, Wilhelm Hüttemann und Horst Fuer, Johannes Plante und Karl Plante, Willi Kuhlmann, Fritz und Erwin Winsch, Siegfried Vellmer und August Helmut Vellmer, Hans Overmann und August Hessing, Karl Birschel und Hans Overbarscheid, Friedel Lachaise und Helmut Lachaise, und Erwin Simenus.

Wir beten still mit den Trauerfamilien:
„Senke in uns Dein Wort und Deine Wahrheit, daß sie uns leiten und bringen zu Deinem heiligen Berge. Tröste uns wieder mit Deiner Hilfe!" Amen.

Wir alle aber, die wir heute diesen großen Festtag des evangelischen Jungmänner- und Männervereins als Lebende dankbar und fröhlich begehen dürfen, wollen der Güte und Treue unseres Gottes, die Er an unser persönliches und an unser Vereinsleben gewandt hat, stets eingedenk bleiben. Wir wollen in dieser schweren und betrübten Zeit, in der wiederum sich viele von Gott und Seinem Wort abwenden, desto enger zusammenschließen mit dem fröhlichen Gelöbnis: „Wir, als die von einem Stamme, stehen auch für einen Mann!"

Jesus Christus, der gekreuzigte und auferstandene und wiederkommende Heiland, sei die lebendige und bleibende Kraft unserer teuren Jugend und sei die zuversichtliche Hoffnung unserer Zukunft!

„Wir wissen, daß wir glauben, ob's auch der Welt ein Spott!
Wer will uns denn nun rauben, den treuen Bundesgott?
Den Kampf hat Er geschlichtet, Er, Er ist Schild und Wehr!
Sein Name wird gerichtet noch heute hoch und hehr!"

„Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn!" (1. Kor. 15, 58)

Er, der Herr unser Gott, fördere und segne das Werk unserer Hände — um Seiner Ehre und zum Heil unserer teuren Jugend und Gemeinde. Er schenke dem feiernden Verein, ja in Ihm gefestigten, nach weiteren 75 Jahren gefüllter Dankbarkeit den großen Tag der Hundertjahrfeier!