Gedanken zum Umzug
Der Umzug vom Gemeindehaus Friedhofstraße in das neue Gemeindezentrum West ist endlich vollbracht und das neue Kinder- und Jugendzentrum kann eingeweiht werden. Viele Stunden Arbeit wurden in den Umzug investiert: Nicht nur das Gemeindehaus musste umgebaut und stellenweise erneuert werden, zahlreiche fleißige Helfer verbrachten auch viel Zeit damit, all den Krempel aus dem alten CVJM-Heim in Kisten zu verpacken und hier wieder auszuladen.
Dabei wurden zahlreiche Andenken und verschollene Stücke entdeckt, die teilweise auf einer Auktion versteigert wurden. Denn nicht alles konnte mitgenommen werden. Doch kommen wir zum Umzug zurück. Was heißt das jetzt eigentlich für uns? Umzug oder Ausziehen oder Wegziehen bedeutet eine große Veränderung. Eine Bekannte von mir zieht in den Herbstferien um und hat mir nur augenrollend davon erzählt: ,,Mein neues Zimmer ist viel kleiner als das, was ich jetzt habe. Wie sollen da alle meine Sachen reinpassen? Ich muss jetzt voll viel aussortieren." Als mein Cousin zum Studieren nach Berlin zog, hat er begeistert erzählt, dass er sich schon sehr darauf freue, neue Menschen kennenzulernen und in ein neues Umfeld zu kommen.
Wir als Gemeinde sind auch in ein neues Umfeld gekommen. Und dieses neue Umfeld erinnert natürlich bei weitem nicht an das Cafe Triangel, die beiden Zentren können unmöglich miteinander verglichen werden – das ist vielleicht die Meinung einiger CVJMler, deren Herz am Gemeindehaus Friedhofstraße hängt. Und auch ich war am Anfang sehr skeptisch, ob das alles mit dem Umzug und dem Neuanfang so richtig sei.
Menschen tätigen Umzüge, weil sie Veränderung in ihrem Leben brauchen. Für Manche ist es eine ganz bewusste, für Manche eine unbewusste Entscheidung. Der junge Student, der zum Studieren aus der elterlichen Wohnung auszieht, sucht Veränderung, will seinen eigenen Weg gehen. Die geschiedene Ehefrau, die aus der gemeinsamen Wohnung auszieht – sucht Veränderung, fängt nochmal ganz von vorne an.
Was ist mit uns??? Suchen auch wir Veränderung? Ist es vielleicht sogar gut, dass wir jetzt hier stehen, und von vorn beginnen – obwohl es doch auch in der Friedhofstraße schön war? Vielleicht haben wir jetzt hier, in den neuen Räumen, die Möglichkeit, einen Neuanfang zu starten, Projekte zu verwirklichen, von denen wir früher nur geträumt haben.
Denn: Man muss immer mal die Perspektive wechseln. In ,,The Dead Poets Society" heißt es :
Man muss immer mal die Perspektive wechseln, auch wenn man weiß, dass etwas gut ist. Denn vielleicht sieht man aus dem neuen Blickwinkel etwas, das noch besser ist.
Es kann sein, dass wir hier neue Möglichkeiten haben, und so etwas viel Besseres erleben. Trotzdem bin auch ich noch etwas traurig, dass die Ära ,,Cafe Triangel" vorbei sein soll. Denn meine ersten Schritte im CVJM-Leben begannen dort: Die ersten Jungschargruppen, freitagnachmittags von vier bis halb sechs. Die Vor- und Nachtreffen der Kinderfreizeiten und später auch der heißgeliebten Frankreichfreizeiten. Es gab einen tollen Steinkreis, der beim Spielen immer als Gefängnis oder Stilli-Punkt diente.
Und dann natürlich auch den kleinen Trampelpfad durch das Blumenbeet vor dem Haus, von dem ich bis heute nicht weiß, ob man da eigentlich überhaupt langgehen darf. Ich könnte jetzt ganz viele Punkte aufzählen, warum das Gemeindehaus Friedhofstraße lange Zeit für mich meine Heimat in der Gemeinde war.
Ich bin aber fest davon überzeugt, dass auch dieses Gemeindezentrum West, das eingeweiht wird, Kindern die Möglichkeit bietet, eine Heimat in der Gemeinde zu finden. Vielleicht sogar schneller, weil auch die Kindergottesdienste hier schon stattfinden, weil der Kindergarten direkt nebenan ist, weil auch hier früher schon viele Aktionen wie die KiBiWo durchgeführt wurden.
Wenn man mich jetzt fragt, wo das ,,Zuhause" des CVJMs und somit eines Großteils der Kinder- und Jugendarbeit ist, werde ich schnell sagen: Das Cafe Triangel in der Nähe des Friedhofs. Aber was soll ich in ein paar Jahren antworten? Vielleicht werde ich mir in altväterlicher Manier die Träne aus dem Augenwinkel wischen und antworten: ,,Ja, damals, als ich noch so jung war wie du heute, war das alles viel besser, wir trafen uns im Cafe Triangel. Aber irgendwann hat die böse, böse Kirchengemeinde das Grundstück verkaufen müssen und wir sind notgedrungen hierhin umgezogen."
Aber vielleicht werde ich auch sagen: ,,Wir waren jahrelang im Cafe Triangel in der Nähe des Friedhofs. Dann sind wir umgezogen. Aber das war kein Problem für uns. Denn unsere Heimat ist dort, wo die geliebten Menschen sind und all die Mitarbeiter, die dich und mich bei meiner Gemeindearbeit begleiten, sind mit umgezogen, und deshalb ist das Gemeindezentrum West jetzt das neue Zuhause, und nicht nur die zweite Wahl."
Und genau das wünsche ich uns, liebe Gemeinde: Dass wir nicht den alten Zeiten hinterher trauern – obwohl die wirklich verdammt gut waren. Sondern sehen, welche neuen Möglichkeiten wir hier im neuen Gemeindezentrum haben. Und dass wir feststellen: Solange die Menschen bei uns sind, die unser Leben in der Gemeinde mitleben und uns deshalb so wichtig sind, ist es egal, welche Adresse das Gemeindehaus hat, denn unser Zuhause ist da, wo die geliebten Menschen sind.
(Sara Ganss)